Die Schulleitenden Sibylle Gersbach, Patrick Haller und Anton Herzog – zusammen mit der Schulverwalterin Angela Hauswirth – organisierten einen wunderbaren Abend für die Lehrerschaft der Kreisschule Regio Laufenburg. Höhepunkt war der Auftritt von Patti Basler und Philippe Kuhn.
Schule ist ein Ort des Lehrens, des Lernens und des Förderns. Ein Ort, an dem enge Freundschaften geknüpft werden, an dem sich Kinder und Jugendliche entwickeln, Zukunftspläne entwerfen und wichtige Weichenstellungen vornehmen.
Viele Beteiligte sind nötig, damit die Schule genau dieser Ort sein kann. Das Engagement der Lehrerschaft zugunsten der Lernenden ist hierbei entscheidend. Die Lehrpersonen sorgen für pädagogisch wertvollen Unterricht, stehen im engen Kontakt mit den Schülern, sorgen für ein gutes Schulklima und sind zentrale Begleitende in jeder Schullaufbahn.
Dies ist den Verantwortlichen der Kreisschule bewusst; daher wollten sie ein starkes Zeichen setzen und liessen «ihre» Lehrerschaft «nachsitzen».
Nachsitzen. Aus Gründen - ein abendfüllendes Programm von Patti Basler & Philippe Kuhn
Mit «Nachsitzen» knüpfen Patti Basler, ehemalige Lehrerin und Erziehungswissenschaftlerin, Kabarettistin, Salzburger Stier 2019, und der Pianist Philippe Kuhn, Musik-Produzent, Komponist, Musik-Kabarettist, an ihr Erfolgsprogramm «Frontalunterricht» an. Sie wagen dabei den Schritt aus der Schulstube und ergründen den Menschen als lernendes Wesen im grossen Ganzen. Die Gründe für die Nachsitzerei werden buchstäblich analysiert und danach neu und überraschend wieder zusammengesetzt. Denn es gibt auf der Klaviatur des Lebens nicht nur Schwarz und Weiss.
Wortmächtig und unerschrocken: Patti Basler und Philippe Kuhn hatten von den Einladenden die Vornamen und Namen aller Lehrpersonen und die drei aktuellen «Unwörter» in der Lehrerschaft gewünscht. Diese Informationen verwebten sie in ihr aktuelles Stück und schafften so eine grosse Intimität und Vertrautheit zum Publikum. Dazu kam, dass Patti Basler das Umfeld der Schule bestens kennt, denn sie war früher einmal Lehrerin und hat inzwischen ein Studium der Erziehungswissenschaften abgeschlossen. Sie kann also aus dem Vollen schöpfen. Und das tut sie auch.
«Nachsitzen.» Das klingt nach Drohung. Nach Strafe. Aber um das gleich vorwegzunehmen: So fühlt sich dieser Abend nicht an.
Rassismus gegen Deutsche
Einer, der weniger belesen ist, heisst Urs. Patti Basler zeigt den ganzen Abend hindurch ihn und seine Entwicklung vom engstirnigen Dörfler zum etwas offeneren Geist. Es gebe Leute wie den Urs, erklärt Patti Basler. Leute, die nicht Dürrenmatt lesen. Die eher Probleme haben mit dem Hochdeutschen. Leute wie Urs, sagt Basler, «wollen bei einer ‹Schoggieiweissschaumsüssspeise› immer noch das Wort mit der Kolonialismus-Konnotation verwenden.»
Patti Basler gelingt es sogar, diese Gedankenschraube noch ein Stück weiter zu drehen und den springenden Punkt an einer unerwarteten Stelle auszumachen. Man müsste also ‹Schokokuss› sagen, sagt Basler. Aber das töne nach Aldi und Lidl. Nach Rahmenabkommen und Deutschland, nach Neutralitätsverlust und EU. «Wer nicht Schokokuss sagen möchte», schliesst Patti Basler, «ist nicht rassistisch gegen Schwarze. Sondern gegen Deutsche.»
Diese Bewegungen vom Schabernack zur philosophischen Betrachtung, oder umgekehrt von der fundierten Reflexion zum Kalauer, beherrscht Patti Basler aus dem Effeff. Patti Basler durchmisst in ihrem neuen Programm ein breites Themenspektrum. Sie mischt anspruchsvolle Sprachspiele mit träfen Sprüchen, Scharfes mit Poetischem. Sie reimt, sie singt. Sie bringt das Publikum dazu, mal leise zu schmunzeln, dann wieder schallend zu lachen. Und zu guter Letzt, begeistert zu applaudieren. Denn Patti Basler gelingt das Kunststück, zwar sehr wohl moralisch zu sein, aber eben nicht moralinsauer. Das macht «Nachsitzen» so bekömmlich und vergnüglich.
(Bild/Text: Urs Ammann)